Die einfache Kunst, Yoga im Alltag zu leben
von Karl Semelka
in
Inspiration
Yoga schult dein Bewußtsein und klärt den Geist. Wenn du Yoga im Alltag leben willst, braucht es dazu eigentlich nur eine einzige Übung. Hier erfährst du das kleine Geheimnis, wie du dein Yogagefühl jederzeit und überall abrufen kannst.
Nach meiner eigenen Erfahrung und dem Studium der Yoga-Sutren des Patanjali und den Upanishaden, ist Yoga keine Philosophie oder Religion, sondern ein bestimmter Zustand in unserem Geist. Patanjali sagt dazu in einem Sutra: „Yogaś citta vritti nirodhah“. Yoga ist das zur Ruhe kommen aller Unruhe im Geist oder anders ausgedrückt, ein klares ruhiges Bewusstsein, ohne störende Gedanken. Dieser Zustand des Geistes fördert deine Gelassenheit und tiefes Mitgefühl.
Es hilft dir, dein göttliches Selbst zu erkennen. Um diese „yogische“ Erfahrung zu machen, gibt es viele verschiedene Yoga-Richtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Was auch gut ist, denn wir Menschen haben verschiedene Neigungen und Vorlieben. Fast alle Yogastile können, wenn sie richtig verstanden sind, deine spirituelle Seite ansprechen und dir helfen, im Alltag bewußter und achtsamer zu werden.
Bevor ich dir Anregungen gebe, wie man tatsächlich Yoga im Alltag auch außerhalb der Yogamatte leben kann, möchte ich dir aus meiner Sicht als Yogalehrer zunächst nahebringen, was Yoga eigentlich ist und was es nicht ist. Was du damit machst ist natürlich ganz und gar deine Entscheidung.
Yoga im Alltag ist mehr als reine Körperarbeit
Es hat nichts damit zu tun, exotische Haltungen über einen längeren Zeitraum einnehmen zu müssen. Braucht es wirklich aufgeheizte Räume in denen Asanas geübt werden, um dehnfähiger zu sein? Es sind für mich auch nicht die kleinen Atemübungen, die Yoga ausmachen. Es ist auch nicht notwendig, besondere Yogaklamotten mit OM-Zeichen zu tragen, die natürlich weiß sein müssen, damit das Ganze auch Stil hat.
Haben Meditationen, die von chinesischen Klängen begleitet werden, noch wirklich mit Yoga zu tun? Oder ist es der Yogi-Tee, der das ganze zu Yoga werden lässt? Bitte verstehe mich nicht falsch, ich habe nichts dagegen, gesunde Körperarbeit zu machen und es Yoga zu nennen. Immerhin wird man beweglich, entspannt und ist mit netten Menschen zusammen. Aber es ist eben viel mehr, als das.
Yoga im Alltag beruhigt deinen Geist und bringt Ruhe
Ich finde es wunderbar, dass es hier Yogalehrer*innen gibt, die ein Verständnis davon haben, was Yoga wirklich ist und in ihre Yoga-Stunden entsprechend gestalten. In meiner 30-jährigen Yogapraxis habe ich viele Menschen getroffen, die auf der Yogamatte von ihren inneren Erfahrungen tief berührt wurden. Was mir jedoch auch immer wieder begegnet und auch bei mir früher der Fall war, dass trotz Yoga im Alltag, diese tiefe, innere Ruhe dann schnell wieder verloren ging. Aber es gibt einige Möglichkeiten, wie du dir diese tiefe Ruhe jederzeit zurückholen kannst. Dazu gibt es gleich eine schöne Übung.
Wer sich im Alltag getrieben fühlt, sich schon bei unnötigen Dingen übermäßig aufregt oder im seinem Denken klein und eng ist, der wird feststellen, dass Yoga all diese Zustände beruhigen kann. Und auch für Menschen, die wegen ihrer ausgeprägten Egozentrik oder dogmatischem Verhalten manchmal bei anderen anecken, kann Yoga im Alltag enorm ausgleichend wirken.
Nach meiner Erfahrung ist es vorrangig notwendig, durch Übungen seine Achtsamkeit zu schulen, um die geistige Ruhe und Klarheit und die damit verbundene Gelassenheit auch im turbulenten Alltag leben zu können. In diesem Artikel möchte ich dir dazu jetzt die grundlegenden Übungen an die Hand geben, damit du die geistige Kraft des Yoga im täglichen Leben genießen kannst.
Yoga im Alltag: Übung für einen ruhigen Geist
Die Handübung:
Lege bitte deine Handflächen, ohne Anstrengung vor der Brust aufeinander, so als wolltest du beten. Um dir ein klareres Bild zu liefern, möchte ich dir hier beschreiben, wie es für mich ist, diese Übung zu machen:
Wenn ich mich auf die Berührung meiner Handflächen ausrichte, ist das völlig anstrengungslos.
Ich spüre mich einfach. Ich benötige auch keine Einstimmungszeit. Ich lege die Hände aufeinander und - zack – fühle ich die Berührung. Dabei ist nur die anstrengungslose Ausrichtung, also die innere Zuwendung nötig, um meine Hände zu spüren.
Es geht dabei nicht um die Vorstellung, dass sich die Handflächen berühren und auch nicht darum, das zu denken, was man spürt, sondern nur um die einfache bewusste, sinnliche Wahrnehmung. Wenn ich mich einfach nur spüre, spielen meine Vergangenheit, meine Zukunft und auch mein Alter keine Rolle. Ich erfahre „Alterslosigkeit“ und bin völlig im Hier und Jetzt.
Kannst du diese Erfahrungen mit mir teilen? Wenn du das Beschriebene nicht wahrnimmst oder einfach unsicher bist, wird dir das regelmäßige Üben helfen:
Lege immer wieder die Handflächen aufeinander (oder spüre bewusst andere Körperteile) und spüre immer nach. Das kannst du natürlich auch mit einem der Videos hier auf YogaMeHome machen. Die beschriebenen Erfahrungen werden sich einstellen. Diese „Alterslosigkeit“ (oder welchen Begriff man auch immer nimmt) ist immer gleich, egal wie oft du diese Übung machst. Wenn du häufiger in dieser Bewusstheit bist, werden die Gedanken immer mehr zu Ruhe kommen, weil du ihnen immer weniger Aufmerksamkeit gibst.
Ein klarer und ruhiger Geist, mitten im Alltag
Das ist für mich Yoga. Wenn du die oben aufgeführten Erfahrungen (Alterslosigkeit usw.) noch nicht mit mir teilen kannst, macht das nichts, übe einfach weiter. Aber mache dir beim Üben bitte keinen Druck. Gehe es spielerisch an. Am Anfang dauert dieses bewusste Wahrnehmen, dieses sein im Hier und Jetzt und das Bewusstsein von "Ich bin" oft nur wenige Sekunden. Aber je öfter du das übst, umso länger hält dieser Zustand an. Du kannst das bewusste Wahrnehmen nicht nur für eine Sekunde aufrechterhalten, sondern später auch stundenlang.
Dann fehlt dir auch in schwierigen Lebenssituationen nichts mehr, sondern du fühlst ein inneres Getragen- und Geborgensein. Auf dieses Ziel mit täglichen Übungen hin zu arbeiten, lohnt sich wirklich! – Dein Leben wird sich positiv verändern, deine Resilienz wird sich weiter entwickeln.
Von der Handübung in den ganzen Körper:
Du kannst diese Erfahrung, die du mit dem Handflächen-Spüren gemacht hast, auf den ganzen Körper ausdehnen:
- auf die Atmung
- auf die Füße, die den Boden berühren
- auf den Rücken an der Stuhllehne
- auf den Po, der auf dem Stuhl sitzt
- auf den ganzen Körper
- oder beliebige Körperteile
Mit der Zeit spürst du, dass du in den Übungen ganz bei dir bist (wie bei den Asanas) und „beobachten“ kannst, was JETZT gerade passiert. Irgendwann ist es keine Übung mehr, sondern ein Dauerzustand. Es ist die konkrete Erfahrung "Ich bin mir meiner Bewusstheit bewusst" – "Ich bin…".
Und das Schöne daran ist, wir können immer diese Bewusstheit abrufen, wenn wir es regelmäßig üben. Es wird dir also in einem stressigen Alltag sehr helfen, dich immer wieder daran zu erinnern und dir helfen, bewusst in den Zustand des inneren Beobachters einzutreten. Und das ist gar nicht so schwierig, wie du vielleicht denkst. Denn glücklicherweise haben wir dafür ein wunderbares Werkzeug: Die Anker.
Hilfreiche Anker und Übungen für mehr Bewusstheit im Alltag:
- Bei Routinearbeiten, bei denen man nicht viel denken muss, funktioniert das wie auf der Yogamatte: Ich spüre meinen Körper, ich erfahre das "Ich bin". Und in dieser Bewusstheit wische ich Staub, spüle das Geschirr ab, bügle die Wäsche, gehe mit dem Staubsauger durch die Wohnung.
- Das Gleiche gilt für jede Autofahrt. Viele Menschen regen sich während des Autofahrens über alles Mögliche auf. Hier kann es hilfreich sein, sich selbst das Stopp-Zeichen zu setzen, ruhig zu atmen, die Füße zu spüren, sich bewusst zu machen: "Ich bin". Denn wenn wir mal genau hinschauen: Das Aufregen ist einfach sinnlos! Es kostet Kraft und ändert nichts. Das bewusste Innehalten bewirkt hingegen, dass wir immer gelassener werden.
- Im Büro kannst du an eine geeignete Stelle einen Zettel legen, der dich daran erinnert “Inne zu halten“.
- Du kannst Wartezeiten beim Arzt, an der Supermarktkasse, an der Ampel oder im Stau nutzen, um in die „Alterslosigkeit“ zurück zu kehren.
Beobachte doch mal deinen Alltag und du wirst viele Gelegenheit finden, um zum “Ich bin” zurück zu finden. Je länger und intensiver du das übst, umso weniger brauchst du die Anker, weil das “Ich bin” zum Dauerzustand wird. Lasse dir etwas einfallen. Du weißt am besten, was dir hilft, aus dem unbewußten Hamsterrad herauszukommen. Sei kreativ! Es lohnt sich.
In meinem nbs (natürlich bewusst sein) Konzept findet man Übungen, um ganz konkret diese geistige Ruhe zu erfahren. In meinen Videos hier auf YogaMeHome helfe ich dir dabei mit diversen Übungen, die Gründe für unsere Unachtsamkeit zu erkennen und die Anwendbarkeit dafür im Alltag zu finden.
Viel Erfolg dabei,
Dein Karl
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