Geburtstags-Interview mit dem Gründer von YogaMeHome
von Melanie Beran
in
Menschen
Philipp Strohm hat 2012 YogaMeHome gegründet. Zum 6jährigen Geburtstag wollen wir von ihm wissen, was ihm wichtig ist, was Yoga für ihn selbst bedeutet und wo es mit YogaMeHome hingehen soll.
Du hast vor nun sechs Jahren YogaMeHome gegründet. Was war damals Deine Vision?
Ich wollte qualitativ hochwertigen Yogaunterricht auf möglichst einfachem und günstigem Wege zugänglich machen. YogaMeHome soll Menschen dazu inspirieren, ihre eigene, regelmäßige Praxis aufzubauen. Denn wir wissen alle, dass Yoga erst durch Regelmäßigkeit so richtig aufblüht. Alle 1-2 Wochen mal in ein Studio zu gehen ist auch gut, bringt aber keinen inneren Wandel. Entscheidend ist eine starke eigene Praxis. Ich wollte und möchte es noch, mit YogaMeHome hier eine Brücke sein zwischen dem „Nach-Außen-Gehen“ in ein Studio und dem stillen Rückzug in die eigene Praxis zuhause.
Wie kam Dir die Idee mit dem Online-Yoga?
2010 kam ich von meiner Yogalehrerausbildung zurück ins Büro von Greenpeace, wo ich damals als Campaigner arbeitete. Yuki, unser damaliger Online-Campaigner kam auf mich zu und meinte: „Na, Du weißt aber schon, dass man Yoga heutzutage online unterrichtet?“
Offenbar hatte ich in meiner Ausbildung nichts gelernt, denn ich verurteilte ihn umgehend als jemanden, der ja keine Ahnung von Yoga hat. Yoga, das sei doch etwas sehr persönliches, was von Lehrer an Schüler weitergegeben wird und überhaupt Tradition und blablabla...
Doch von nun an rumorte die Idee in mir und ich machte den Test bei einem amerikanischen Portal. Da wurde mir klar, wie genial die Idee eigentlich ist. Früher lernte man eben aus Büchern mit Bildern. Heute bewegt sich das Bild und die Lehrerin oder der Lehrer spricht selbst. Online-Yoga kann eine echte Alternative zum gewöhnlichen Studio sein, für die viele ist es aber einfach eine willkommene Ergänzung.
Glaubst Du Yoga-Videos verändern die Art, wie wir heute Yoga lernen?
Bei mir ist das auf jeden Fall so. Eine Yogaklasse zuhause im Wohnzimmer genießen zu können, wann immer ich Zeit habe und bei den LehrerInnen, die mich wirklich ansprechen, führte bei mir auf ganz natürliche Weise dazu, dass ich viel regelmäßiger auf die Matte gehe. Ich muss mich nicht mehr an die Zeiten im Yogastudio anpassen, erst hinradeln, dann zu dem Thema üben, welches sich die Lehrerin heute ausgedacht hatte und obendrein noch 15 Euro pro Einheit zahlen. Yoga-Videos erlauben es mir, meine Praxis viel individueller gestalten zu können. Auf gewisse Art gehen wir damit sogar ein bisschen back to the roots, als noch ein Lehrer einem Schüler individuellen Unterricht gab.
Im übrigen glaube ich überhaupt, dass alle Formen des E-Learnings in Zukunft einen großen Stellenwert einnehmen werden.
Besteht nicht die Gefahr, dass Schüler Dinge falsch lernen?
Doch natürlich. Aber die besteht immer. In manchen Yogastudios arbeiten LehrerInnen mit einer 200 Std-Ausbildung, die dann eine Klasse von 15 bis 20 TeilnehmerInnen überblicken sollen. Manchmal, aber eben nicht immer, klappt das. Ich denke, am Ende ist es eine Typfrage. Manche Menschen möchten lieber einen „echten“ Lehrer vor sich haben und sie lieben obendrein die Energie der Gruppe, die ja auch wunderbar und kraftvoll sein kann. Andere lieben die Flexibilität und den ganz individuellen Rückzug und bringen sich Dinge auch gerne selbst bei, einfach durch try and error. Ich finde beide Wege gut und richtig und ideal ist es natürlich, sie zu kombinieren und eben zusätzlich einen Lehrer oder eine Lehrerin zu haben, dem oder der man vertraut und die einen inspiriert.
Wie findest Du überhaupt Deine LehrerInnen?
Das ist tatsächlich die schwierigste und zugleich schönste Aufgabe, die ich habe. Technische Fragen, Organisatorisches, Finanzielles, das alles empfinde ich als nichts im Vergleich zur Aufgabe, gute LehrerInnen zu finden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gute LehrerInnen nicht unbedingt laute Menschen sind, die besonders stark nach Außen treten. Gute LehrerInnen kümmern sich ernsthaft um ein tiefes Verständnis von Yoga und natürlich um ihre SchülerInnen. Sie sind oft nicht der Typ Mensch, der gerne Yoga-Selfies auf Instagram postet. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, die entspannt in beiden Welten zuhause sind. Deshalb ist das nicht so leicht. Meist beginnt es aber mit einer Empfehlung oder ich werde durch ein Buch auf sie aufmerksam. Danach gehen Scouts zum Unterricht und schauen sich den mal an, meist gehe ich danach auch noch hin. Wenn die LehrerInnen dann mindestens 5 Jahre intensive Lehrerfahrung vorweisen können, möglichst noch eine Zusatzausbildung in einem Gesundheitsberuf haben und vor allem eben die große Gabe besitzen andere Menschen inspirieren zu können, dann finden wir meist irgendwie zusammen.
Hinzu kommt dann natürlich noch, dass YogaMeHome versucht, Yoga in seiner gesamten Breite abzubilden und neue LehrerInnen deshalb eine Ergänzung zum bestehenden Team sein müssen. Deshalb ist meine Aufgabe hier auch ein bisschen wie das Zusammenstellen einer Girl- oder Boy-Band: Mich interessieren unterschiedliche Persönlichkeiten und ich mag Menschen mit Kanten. Menschen, die sich trauen, sie selbst zu sein, ihren Weg zu gehen und das auch kommunizieren können. LehrerInnen, die in halbsediertem Tonfall Yogafloskeln aneinanderreihen, lassen mich in Shavasana eher einschlafen. Ich mag Menschen mit Charakter, die es ok finden, wenn nicht alle sie mögen. Sie haben das Potential andere zu inspirieren.
YogaMeHome hat im Juli 2012 Geburtstag und ist heute also 6 Jahre alt. Was ist Dir heute wichtig? Was soll YogaMeHome sein und was nicht?
Im Grunde hat sich an der Linie nichts verändert. YogaMeHome soll Menschen zu einer regelmäßigen Yoga-Praxis inspirieren. Dabei versuchen wir „echt“ zu bleiben und nicht jedem Yoga-Trend hinterherzulaufen. Deshalb habe ich von Anfang an ohne Investoren gearbeitet, weil ich nicht wollte, dass sie mir sagen, wie ich Yoga zu „verkaufen“ habe. Denn natürlich hätten wir mehr Mitglieder, wenn wir Bauch, Bein, Po-Yoga anbieten würden oder die jährliche Yoga-Challenge für die Bikini-Figur. Ich halte diesen ganzen Fitness-Aspekt aber für eine Nebenstraße im Yoga. Damit kann man sich schon mal beschäftigen, wenn man gerade nichts besseres zu tun und Freude dran hat. Letztlich ist Yoga aber kein Workout, sondern ein Workin.
Grundsätzlich möchte YogaMeHome offen sein für neue Erkenntnisse der Wissenschaft, weil sie die Art des Praktizierens wunderbar ergänzen können. Gleichzeitig wissen wir auch, dass der eigentliche Kern des Yoga nicht ergänzt werden kann. Er ist eine universelle Wahrheit, die schon immer bestand und immer bestehen wird - unabhängig von dem ganzen Wirbel der heute darum betrieben wird und sogar unabhängig davon, ob wir es Yoga nennen oder irgendwie anders. Diesen Kern immer wieder herauszuarbeiten und ihn in Form von Yoga-Videos in die Wohnzimmer zu bringen, das ist die Aufgabe von YogaMeHome.
Natürlich haben auch wir finanzielle Interessen. Irgendwie muss ich ja Programmierer, Mitarbeiter, Lehrer und meine eigene Miete bezahlen. Ich glaube aber, dass unsere Unabhängigkeit eine ganz gute Balance aus Finanziellem und Wesentlichem ermöglicht. Diese Balance ist mir wichtig.
Kannst Du das konkretisieren? Was ist für Dich persönlich der Kern des Yoga?
Der Kern des Yoga ist die Kunst, sich von Leid zu befreien. Was dann übrig bleibt ist die reine Liebe im selbstlosen Sinne. Stellt sich die Frage, wie um alles in der Welt das möglich sein soll? Der Kern der Praxis ist für mich deshalb nach wie vor die Meditation. Also das reine Beobachten dessen, was sich mir im gegenwärtigen Augenblick gerade zeigt. Das kann ich im Sitzen machen, während einer Asana oder auch beim Zähneputzen. Wenn mir das gelingt, dann erkenne ich, dass meine Gedanken und Gefühle nur vorübergehende Erscheinungen sind. Ich bin aber nicht meine Gedanken oder Gefühle, sie leben „nur“ durch mich hindurch. Diese Erkenntnis versetzt mich in die Lage, ihnen das richtige Maß an Bedeutung zu geben und verhindert im Idealfall, ständig neue Glaubenssätze aus ihnen zu schustern, die mich dann in einen neuen Strudel aus Begierden und Abneigungen ziehen.
Ich bin also nicht meine Gedanken und Gefühle, sondern vielmehr der Beobachter, der all das wahrnimmt. Wie heißt es so schön: Ich bin nicht die Welle, ich bin der Ozean. Das zu erkennen ist Yoga und hat die Kraft uns frei zu machen, so frei, dass wir zu echter Liebe fähig werden.
Wenn Du in die Zukunft blickst, was wünscht Du Dir für YogaMeHome?
Das wirklich Allergrößte für mich ist, wenn wir Mails erhalten, in denen uns Menschen schreiben, wie froh sie sind YogaMeHome gefunden zu haben. Eine schrieb mal, dass sie jahrelang unter Angstattacken litt und dank YogaMeHome wieder neuen Mut gefunden hat und heute wieder vor die Tür kann. Das treibt mir echt Pipi in die Augen.
Außerdem wünsche ich mir, dass unser Team weiterhin gut zusammenarbeitet und alle happy sind, dabei zu sein. Dass ich weiterhin tolle LehrerInnen und oft auch neue Freunde kennen lernen kann und vor allem natürlich, dass unsere Mitglieder möglichst viele erhebende Erfahrungen mit unseren Videos machen können. Denn nur dann hat YogaMeHome einen Sinn.
Philipp, Danke für das kleine Interview.
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Kommentare
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Petra
Lieber Philipp,
vor einiger Zeit, es mögen inzwischen 1,5 Jahre sein, habe ich auf Youtube ein Filmchen von Birgit Pöltl gesehen. Ich war so begeistert von der Wirkung dieser Yogaübung das ich mich spontan bei Yogamehome angemeldet habe.
Ich finde es genial zu jeder Tages-und Nachtzeit üben zu können und vor allem von dem vorhandenen breiten Spektrum auswählen zu können.
Was für ein LUXUS :)))!!!!
Das Konzept begeistert mich, die Lehrer bzw. meine Begleiter auf Yogamehome begeistern mich und die vielen grossen und kleinen Neuigkeiten z.B. momentan " Face-Shine". So genial. Immer wieder etwas was ich in meinen Alltag einbauen kann. Tja und da mein Alltag voll ist, tut es auch mal gut eine Face-Shine Übung für 2 Min zu machen.
Ich danke Euch allen! Wirklich allen! Macht weiter und bleibt Euch treu. Bleib Dir treu lieber Philipp. Mögest Du anderen mit Deinen Worten Mut machen neues zu wagen und bez. wagen sich selbst zu entdecken und auszuleben.
Weiter so!!!! Ich Drück Euch die Daumen und begleite Euch auf meiner Yoga Matte:)!
Ausserdem: Dank Euch habe ich mich selbst zur Yogaausbildung angemeldet. Hahahah, endlich sag ich nur.... nach ich weiss nicht wie vielen Jahren.
Herzliche und sonnige Grüsse,
Petra
Verfasst am 05.07.2018 um 19:19
Philipp
Liebe Petra,
einfach: DANKE!
Möge Dir Dein Yoga-Weg noch viele Türen öffnen.
Alles Liebe,
Philipp
Verfasst am 07.07.2018 um 17:00
Gesine
Hallo Philipp,
ich bin eine von den Yoga Praktizierenden, die Yoga bisher immer zu Haus praktiziert hat. Vor vier Jahren habe ich begonnen mit einer DVD, ohne Matte und Büchern sowie Sofakissen als Hilfsmittel. Inzwischen habe ich einen geräumigen Yogaplatz, der immer noch gesäumt ist von Sofakissen und Büchern sowie einem Laptop.
Mit jedem Satz, den du auf die Fragen geantwortet hast, hast du mir aus der Seele gesprochen. Du sprichst über deinen Kern des Yoga und ich möchte dir die Rückmledung geben, dass YogaMeHome bei mir auf jeden Fall dazu beigetragen hat, diesen Kern zu erkennen. Meine Wahrnehmung hat sich erweitert, ich fühle mich aufgeschlossener, fröhlicher, ganz oft entlastet und ich habe -definitiv durch die angeboteten Videos- gelernt loszulassen.
Toll, dass du den Mut hattest, deine Vision zu verwirklichen. Das hast du, aus meiner Sicht, richtig gut gemacht. Auch wie du die Dinge angehst, befürworte ich sehr. Insgesamt empfinde ich dein Wirken als sehr inspirierend.
Chiram Jeeveh.
Viele Grüße,
Gesine
Verfasst am 01.07.2018 um 19:32
Philipp
Liebe Chiram Jeeveh,
vielen lieben Dank für Deinen Kommentar. Also wenn das dann so ist, dann machen wir genau so weiter wie bisher ;)
Auf die nächsten 6 gemeinsamen Jahre, schön, dass Du dabei bist!
Philipp
Verfasst am 02.07.2018 um 09:33