Liebe in den alten Schriften - eine Annäherung
von Philipp (Redaktion)
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Inspiration
Es ist nicht ganz leicht zu beschreiben, was die alten yogischen Schriften unter der reinen Liebe verstehen. Versuchen möchte ich es trotzdem. Nicht leicht deshalb, weil die alten Schriften sich selbst wirklich genug sind und es keiner Ergänzung bedarf. Und zum anderen kann jeder Versuch, die Liebe in Worte zu fassen, nur eine Annäherung sein. Denn die Sprache ist ein Werkzeuge aus der Welt des Intellekts. Die Welt der Liebe hingegen funktioniert so ganz anders.
Für sie gibt es keine Logik, keine Kausalitäten, keine Modelle oder Konzepte. Sie urteilt nicht, sie hinterfragt nicht, sie überlegt noch nicht einmal. Sie ist einfach. Punkt.
Der folgende Text ist inspiriert durch die alten Schriften wie Bhagavad Gita, Upanischaden und Yoga Sutra. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit. Er ist lediglich mein Versuch, das scheinbar Unmögliche zu tun und die reine Liebe mit Worten auszudrücken. Ich hoffe, er vermag den einen oder die andere neugierig auf die alten Schriften zu machen.
Die reine Liebe
Die reine Liebe weiß, dass sie selbst Gott und damit unendlich ist. Deshalb richtet sie all ihre Bemühungen dahingehend aus, sich immer wieder aufs Neue in sich selbst zu verlieren und so den Yoga zu verwirklichen.
Die reine Liebe kennt keine Begierde oder Abneigung. Sie weiß, das alles in der Welt endlich ist und daher jede Anhaftung an Dinge, Menschen oder Zustände sinnlos ist.
Die reine Liebe würde immer helfen, aber nicht mit dem Ziel ein Helfer zu sein. Sondern einfach, weil die Hilfe ihrer Wesensnatur entspricht. So wie ein echter Musiker nicht spielt, um ein Musiker zu sein, sondern einfach, weil er Musik in sich trägt.
Die reine Liebe weiß durchaus, dass sie mehr gibt als andere. Aber es kümmert sie nicht. Könnte sie nicht geben, könnte sie nicht leben. Nur das würde sie kümmern.
Die reine Liebe würde sich immer für das Licht entscheiden, aber nicht weil sie Angst vor der Dunkelheit hat, sondern weil sie weiß, dass der Weg des Lichts zu ihr selbst führt.
Die reine Liebe handelt, weil sie weiß, dass Nicht-Handeln auch Handeln ist. Ihre Motive entspringen einem reinen Herzen. Deshalb hat sie keine Angst, falsch zu handeln.
Die reine Liebe greift ein und handelt also. Aber nicht, um zu siegen oder Belohnung zu erhalten, sondern um der Handlung selbst wegen. Für sie ist jede ihrer Handlungen eine Vereinigung mit Gott. Deshalb kann sie bei Erfolg und Misserfolg stets heiter bleiben.
Die reine Liebe weiß im Alltag ganz genau, was richtig und was falsch ist. Doch sie würde die Welt niemals nach diesen Begriffen beurteilen. Denn sie selbst befindet sich auf einer dritten, nicht-dualistische Ebene und hier spielen richtig oder falsch, gut oder schlecht, mein oder dein keine Rolle mehr. Im Alltag richtet sie ihr Handeln ganz einfach auf das aus, was Friedlichkeit fördert.
Die reine Liebe kennt durchaus noch Gegner. Aber da sie keine Aggression kennt, hegt sie keine Feindschaft ihnen gegenüber und würde ihnen niemals schaden wollen. Die reine Liebe handelt keineswegs immer sanft. Sie würde nicht zögern physische Gewalt anzuwenden, wenn es dazu dient, größeren Schaden abzuwenden. Aber ihr Gemüt, das ist stets sanft und voller Gleichmut, auch wenn das von außen nicht immer leicht erkennbar ist.
Die reine Liebe kennt keine Verwirrung, kein Zögern oder Zweifeln. Sie ist stets in Verbindung mit ihrem Selbst und darüber auch mit der universellen Wahrheit. Deshalb kennt sie ihre Pflicht in dieser Welt und führt sie einfach aus.
Die reine Liebe handelt kraftvoll, denn ihr Geist ist klar. Sie erreicht diese Kraft, weil ihr Geist nicht auf Gewinne oder Verluste in Vergangenheit oder Zukunft ausgerichtet ist, sondern stets präsent im Augenblick ist.
Die reine Liebe ersetzt ihre begehrlichen und ablehnenden Gedanken mit Gedanken an das Göttliche, das allem inne wohnt. So erlangt sie Frieden im Geist und verwirklicht den Yoga.
Quellen
Wenn Du Dich selbst von den alten Schriften inspirieren lassen möchtest, dann findest Du folgend jene Stellen in der Bhagavad Gita, dem Yoga Sutra und den Upanishaden, die mich zu diesem Text inspiriert haben.
Bhagavad Gita: Kapitel 2, Vers. 39 - 53 & Kapitel 3, Der Weg des Handelns (Kharma Yoga)
Yoga Sutra: 1.33, 2.1, 2.30, 2.31, 2.35, 2.38, 2.45, 3.50, 3.51, 4.34
Brihadaranyaka-Upanishad: Kapitel 2
Philipp
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