Was ist Ashtanga Yoga?
von Elena Patzer (Redaktion)
in
Inspiration und Philosophie
Kennst Du schon Ashtanga Yoga? Dieser Stil ist in Yoga-Studios eher selten vertreten. Doch die, die es üben, schwören meist drauf. Finde heraus, was das Besondere an Ashtanga Yoga ist.
Vielleicht hast Du unser neues Ashtanga-Yoga-Programm entdeckt oder diesen Stil auf einem Stundenplan gesehen und Dich gefragt: Was ist denn Ashtanga?
Ashtanga Yoga ist eine traditionelle Form des Yoga, die aus Südindien, genauer gesagt aus der Stadt Mysore stammt. Es ist eine physisch herausfordernde Praxis, die auf Serien basiert. Das heißt: Es wird eine festgelegte Abfolge von Yoga-Haltungen (Asanas) geübt. Durch die Wiederholung und Vereinigung von Atem und Körper wird die Praxis zur bewegten Meditation.
Wer denkt, dass es sich bei Ashtanga Yoga vor allem um ein gutes Workout handelt, wird überrascht sein! Welche Geheimnisse in der Praxis stecken und welche Philosophie hinter Ashtanga Yoga steht, darüber möchten wir Dir einen Überblick geben.
Die Serien im Ashtanga
Ashtanga Yoga ist in drei Serien organisiert, die aufeinander aufbauen. Und auch die Asanas innerhalb einer Serie bauen aufeinander auf.
Jeder und jede Schülerin fängt mit der ersten Serie (Primary Series) an. Traditionell lernt jeder die Sequenz Stück für Stück im individuellen Tempo. Der oder die Lehrerin entscheidet, bis zu welcher Pose der Schüler üben sollte und wann er ihm die nächsten Positionen gibt.
Jede Sequenz ist einem Thema gewidmet:
- Erste Serie (Primary Series): Wird auch Yoga Chikitsa genannt, was Yoga Therapie bedeutet. Sie soll den Körper und Geist reinigen und von Krankheit oder Ungleichgewicht befreien. Der Fokus liegt auf Vorbeugen und Hüftöffnung.
- Zweite Serie (Intermediate Series): Diese Serie heißt Nadi Shodana. Das bedeutet, sie reinigt die Energiekanäle. Sie enthält besonders viele Rückbeugen.
- Dritte Serie (Advanced Series): Diese Serie namens Sthira Bhaga (erhabene Ruhe) wird nochmals unterteilt in A, B und C Sequenz. Mit vielen Armbalancen und Umkehrhaltungen setzt sie die Schwerkraft außer Kraft.
Mysore Style Praxis
Wenn Du den Zusatz „Mysore Style“ auf dem Stundenplan der Ashtanga-Klassen siehst, bedeutet das: Jeder Schüler und jede Schülerin üben ihre individuelle Sequenz in ihrem eigenen Tempo. Der oder die Lehrerin leitet also nicht die gesamte Gruppe an, sondern assistiert jeden Praktizierenden individuell. Du kannst es dir vorstellen wie zahlreiche Einzelstunden, die parallel ablaufen. Die enge Verbindung zum Lehrer und viele Assists sind typisch für Ashtanga Yoga.
Dies ist die traditionelle Art und Weise, Ashtanga Yoga zu üben, wie sie in Mysore – dem Ursprungsort von Ashtanga Yoga – praktiziert wurde und noch heute wird. Daher hat sich der Name „Mysore Style“ auch hier durchgesetzt.
Bist Du noch auf der Suche nach dem richtigen Yoga-Stil für dich? Hier findest Du eine Übersicht über klassische, spirituelle, entspannende und dynamische Yoga-Stile:
Yoga-Stile Übersicht
Pattabhi Jois: Der Begründer von Ashtanga Yoga
Wer hat Ashtanga Yoga „erfunden“? Die Serien zusammengestellt und unterrichtet hat K. Pattabhi Jois (1915-2009). Er führte damit die Lehren seines Lehrers, T. Krishnamacharya weiter, der als Vater des modernen Yoga gilt. Zu dessen Schülern zählte übrigens auch der bekannte Lehrer B. K. S. Iyengar, der Iyengar Yoga entwickelte.
2002 gründete Patthabi Jois das Ashtanga Yoga Research Institute in Mysore. Heute führt sein Enkelsohn Sharath die Yoga-Schule weiter. Auch seine Tochter Saraswathi unterrichtet in Mysore und trägt die Tradition weiter. Ihre Kurse findest du hier.
Was man leider nicht unerwähnt lassen darf: Nach seinem Tod kamen Missbrauchsfälle ans Licht. Mehrere seiner Schülerinnen legten offen, dass sie sexuell von Pattabhi Jois belästigt wurden, zum Beispiel durch übergriffige Berührungen während Adjustments im Unterricht.
Tristana: Der Schlüssel zur bewegten Meditation
Im Mittelpunkt der (fortgeschrittenen) Ashtanga-Praxis steht Tristana. Das ist die Verschmelzung der drei Aspekte:
- Vinyasa: synchronisierte Atmung und Bewegung
- Bandha: durch gezielte Muskelanspannung "Verschlüsse” im Körper setzen
- Drishti: den Blick auf einen bestimmen Fokuspunkt richten
Mit viel Übung schafft man es, diese drei Aspekte durch die gesamte Praxis aufrechtzuerhalten. Durch Tristana werden Körper und Geist geklärt und fokussiert. Der Übende versinkt tief in sich selbst. Die Bewegung wird zur Meditation.
Die 8 Pfade zur Erleuchtung
Genau gesagt sprechen wir bei Ashtanga Yoga meist von Ashtanga Vinyasa Yoga. Denn das bezeichnet die Yoga-Praxis auf der Matte.
Ashtanga Yoga meint dagegen ein viel größeres Konzept: nämlich den 8 gliedrigen Pfad zu Samadhi, der Erleuchtung. (Ashtanga bedeutet übersetzt „acht Pfade“.) Diese basieren auf dem Yoga Sutra von Patanjali, das Du Dir als Leitfaden zum Yoga vorstellen kannst.
Diese 8 Wege werden uns dort empfohlen, um zur Erleuchtung zu gelangen:
- Yama (ethischer Umgang mit anderen)
- Niyama (Umgang mit sich selbst)
- Asana (Körperhaltungen)
- Pranayama (Atemübungen)
- Pratyahara (Rückzug der Sinne nach innen)
- Dharana (Konzentration)
- Dhyana (Meditation)
- Samadhi (Erleuchtung bzw. innere Freiheit)
All diese Aspekte sind also Teil von Ashtanga Yoga, nicht nur die Praxis auf der Matte. Oder wie es Sharath Jois formuliert:
“Yoga is 24 hours. Asana may be three hours but Yoga is 24 hours.”
Yoga ist 24 Stunden. Asana (die Körper-Haltungen) sind vielleicht 3 Stunden, aber Yoga ist 24 Stunden.
Ashtanga Yoga Kurs für Einsteiger
Hast Du Lust, Ashtanga Yoga auszuprobieren? Dann schau mal in unseren Ashtanga-Einsteiger-Kurs mit Lehrerin Jana Erdmann. Sie zeigt Dir Ashtanga Yoga anfängerfreundlich, mit viel Ruhe und ausführlichen Erklärungen.
In 4 Einheiten erlernst Du
- die Ashtanga-Sonnengrüße,
- die Grundhaltungen im Stehen und
- den ersten Teil der ersten Ashtanga-Serie bis Purvottanasana.
Die Sequenz folgt der Basic Form der AYI Methode (Ashtanga Yoga Innovation) nach Dr. Ronald Steiner. Diese Variante bietet Dir einen zugänglichen Einstieg ins Ashtanga Yoga. Probiere es gleich aus:
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