Think the Yoga Way von Bettina Schuler
von Susanne Nadler
in
Rezensionen
Jeder Mensch kann glücklich werden. Das sagte schon Patanjali, der Vater des Yoga vor viertausend Jahren. Dass der achtgliedrige Yoga Weg auch heute noch immer wirksam ist, darum geht es in dem neuen Buch von Yogalehrerin Bettina Schuler. Ein Buch der Selbstfürsorge.
Mit Yoga unser Glück finden und nebenbei die Welt retten. So abgefahren lautet der Subtitel zu Bettinas neuem Buch und da musste ich erstmal schlucken. Also quasi alles was wichtig ist in nur einem Buch. Wie kann das gehen? Aber ich kenne die Autorin als erfahrene Yogini, langjährige Yogalehrerin und Journalistin, deshalb wollte ich von ihr persönlich mehr vom Yoga Glück erfahren.
In diesem Buch greift Bettina auf den achtgliedrigen Pfad Patanjalis zurück und zeigt uns, wie man diese alte "Bibel" des Yoga heute zeitgemäß, humorvoll und leicht in den Alltag integrieren kann.
Wie das geht, habe ich sie persönlich gefragt.
Liebe Bettina, danke dir für deine Zeit, mir und unseren YogaMeHome Leser*innen ein paar Fragen zu beantworten. Yogabücher gibt es ja viele, aber nicht alle errreichen die Tiefe, die wir uns wünschen.
Was ist das Besondere an deinem Buch und für wen ist es geschrieben?
Ich habe mich früher in der Uni immer darüber geärgert, dass viele sehr spannenden Lebens- und Gesellschaftstheorien, obwohl die Quintessenz recht simple ist, so unglaublich kompliziert geschrieben sind.
Ich werde niemals vergessen, wie ich drei Stunden an Hegels „Phänomenologie des Geistes“ gesessen habe, um schlussendlich genauso wenig wie davor zu wissen. Denn gerade Hegel kann man eigentlich nur unter Anleitung lesen. Was im Grunde total bescheuert ist, denn sollte es bei der Philosophie, wenn sie mit ihren Theorien etwas in den Menschen und deren Lebensweise und Gedanken verändern will, nicht so geschrieben sein, dass sie für alle verständlich ist? Aber vielleicht machen sie das ja auch mit Absicht, damit das Wissen darum besonders exklusiv ist und man sich als etwas Besonders fühlt, wenn man Hegel zu zehn Prozent verstanden hat.
Auch in der Yogaszene gibt es dieses Phänomen und gerade Lehrer*innen brüsten sich immer gerne, mit ihrem Wissen um die Yogasūtras. Und die meisten Bücher, die es dazu gibt, sind immer noch sehr theoretisch und komplex. Genau das wollte ich ändern. Ich wollte mit meinem Buch zum einen jedem Zugang zu dieser großartigen Lebensphilosophie ermöglich und andererseits zeigen, wie wir heute diesen Lebensweg gehen können, ohne dogmatisch zu werden oder uns in Selbstkasteiung zu üben.
Mit Yoga das Glück finden – das klingt zu schön, um wahr zu sein. Wie definierst du Glück?
Glück ist kein dauerhafter Zustand. Es ist ein kurzer flüchtiger Moment, der einen überkommt, wenn man barfuß über eine Sommerwiese geht oder seinem frisch geborenen Kind beim Schlafen zusieht. Und so mehr man sich in sich selbst zuhause fühlt und sich als Teil des Ganzen spürt, umso häufiger kann man diese leichten Momente und Verbundenheit mit der Welt spüren.
Was ist für dich denn das „wahre" Yoga?
Für mich ist Yoga kein weiteres Tool zur Selbstoptimierung oder ein Sport, sondern ein Lebenskonzept, mit dem wir mehr bei uns selber ankommen und uns mit unserer Umwelt verbinden können. Ist dieses Konzept das einzige wahre Yoga? Nein, wahrscheinlich nicht. Aber eines, das einem auf Dauer ein glücklicheres Leben beschert.
Was hindert uns am Glück?
Wir selbst. Wir alle stehen uns mit unseren Gedanken, unseren Prägungen und Erwartungen immer wieder selber im Weg und können unseren Urlaub nicht genießen, weil es regnet, versauen uns die eigene Geburtstagsparty, weil die beste Freundin eine Stunde vorher wegen Migräne abgesagt hat oder stellen unsere Ehe in Frage, obwohl eigentlich alles in Ordnung ist, nur weil der Mann den Hochzeitstag vergessen hat. Wir sehen immer gerne, was wir nicht haben, was nicht funktioniert, anstatt uns auf das zu fokussieren, was wir jetzt, in diesem Moment haben und es wertzuschätzen. Und ich weiß, wovon ich spreche. Denn ich bin ein Profi darin, mir wegen einer unbedachten SMS an mich das Wochenende mit Grübeln zu verderben.
Was ist dein persönlicher Weg zum Glück?
Ich persönlich habe durch das Yoga gelernt, dass wir das Glück nur in uns selber finden können und wir ein glückliches Leben nicht an dem Erreichen von Zielen wie Erfolg, Reichtum oder die Gründung einer Familie festmachen dürfen.
Das ist einerseits unglaublich simpel, aber in der Realität unglaublich schwer umzusetzen. Trotzdem hat mir diese Einsicht in den letzten Jahren sehr dabei geholfen, glücklicher zu werden. Wobei Glück so oder so ja kein Dauerzustand ist, sondern ein Gefühl, dass sobald man es spürt, es auch schon wieder verschwunden ist. Aber ich habe gelernt, mich mehr auf mich zu fokussieren, weniger nach rechts und links zu blicken und stetig auf meinem Weg zu bleiben. Dadurch ist es mir mit den Jahren gelungen, nicht nur mehr glückliche Momente zu verspüren, sondern mich auch mehr mit mir und meiner Umwelt zu verbinden. Was kann man sich mehr wünschen?
Du hast eine gemeinnützige Organisation gegründet. Wie steht diese im Zusammenhang mit deinem Glück und dem der anderen?
Wir leben in einer Welt, in der das Ich über allem steht. Auch oder gerade in der Yogawelt. Für viele ist Yoga nur ein weiteres Tool zur Selbstoptimierung, um einen schöneren Körper zu haben, um mehr und konzentrierter arbeiten zu können oder als Plattform, um sich selbst darzustellen.
Dabei betont das Yoga immer wieder, daß wir alle ein Teil des Ganzen sind und dass wir nur dann dauerhaft zufrieden werden können, wenn wir uns wieder mit dem Ganzen verbinden. Die meisten Menschen haben jedoch den Bezug zu der Gemeinschaft verloren. Es geht leider nur noch darum, für sich selbst das Beste herauszuholen.
Doch was bringt uns eine Villa mit gigantischem Garten, wenn niemanden haben, der sich mit uns darin zum Kaffeetrinken trifft? Nichts. Doch trotzdem halten wir an diesem Lebenskonzept fest und behandeln den Neokapitalismus wie ein Naturgesetz. Dabei sind wir die Gestalter. Wir sind diejenigen, die entscheiden können, wie wir zusammen leben. Doch viele Menschen haben das vergessen. Meine Arbeit bei Citizen2be ist mein kleiner Beitrag für diese Welt, der zeigen soll, dass es möglich ist, die Gesellschaft zu verändern und diesen Planeten zu einem schöneren und besseren Ort für uns alle zu machen.
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Kommentare
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Unbekannt
Sehr schön geschrieben!
Verfasst am 20.07.2020 um 08:30