Mit 40 geht die Party erst los! Pro Age Life von Elena Lustig
von Elena Patzer (Redaktion) in Inspiration und Gesundheit

Ab 40 geht’s bergab? Absolut nicht! Elena Lustig zeigt im Interview, wie man möglichst gesund und glücklich älter werden kann – und wie besonders Frauen Erfüllung in der neuen Lebensphase finden.

„Wir können zwar nichts dagegen tun, dass wir altern, aber wir können eine Menge in Bezug darauf tun, wie wir altern, wie schnell wir altern und wie wir diese Zeit gestalten.“
Elena Lustig, Pro Age Life

Fakt ist: Wir alle werden älter. Und: Das ist schön und richtig so!

Elena Lustig beschäftigt sich damit, wie wir nicht nur gesund und glücklich älter werden – sondern die Veränderungen der neuen Lebensphase auch als das Geschenk erkennen, das sie sind,

Mein Tipp: Besonders Frauen – jeden Alters – sollten dieses Interview lesen.

Interview mit Elena Lustig

Sollten wir uns alle mehr aufs Altern freuen?

Ich würde sagen ja! Das ist eine total spannende und interessante Lebensphase, weil viele Leute, insbesondere Frauen dann erst in eine authentische Richtung einbiegen. Vorher hat man – oder frau - sich auf viele Dinge eingelassen, die vielleicht nicht unbedingt ihr ureigenes Calling waren, die eher für Partner, Kinder, Abläufe usw. waren. 

Insbesondere Frauen richten sich um die Lebensmitte herum neu aus. Das hängt tatsächlich mit der hormonellen Veränderung zusammen.

Frauen richten sich in der Lebensmitte neu aus.

Bei Männern ist es auch manchmal so. Aber ich habe den Eindruck, dass Männer es schon früher schaffen, authentischer zu leben und mehr ihr Ding zu machen als Frauen. 

Wie kann uns Yoga beim Älterwerden unterstützen?

Auf allen Ebenen. Es gibt meiner Meinung nach nichts Besseres als Yoga, wenn man älter wird. Das hat mit verschiedenen Sachen zu tun:

  • Muskelabbau

Das eine ist, dass wir körperlich abbauen, also die Muskulatur geht zurück. Je älter wir werden, desto mehr müssen wir tun, um in dieser Balance, der körperlichen Zufriedenheit zu bleiben. Es geht ja nicht darum, sich zu optimieren oder immer knackig zu bleiben, sondern es geht um eine körperliche Zufriedenheit. 

  • Flexibilität

Das Gleiche gilt fürs Steiferwerden und das ist noch viel wichtiger. Steifwerden ist das Problem Nummer 1 wenn wir älter werden. Die Verkürzung der Muskulatur, der Sehnen, schafft alle möglichen Sorten von Schmerzen und Verschleiß, Gelenkschmerzen usw. 

  • Schlafqualität

Nächster Aspekt ist: Wir schlafen nicht mehr so gut. Yoga und Meditation aktivieren das parasympathische Nervensystem – und das sorgt wiederum für Entspannung und für guten Schlaf. Im Schlaf regenerieren und verstoffwechseln wir, das heißt auch: Guter Schlaf ist wichtig für unser Körpergewicht, unsere Gesundheit, unser Immunsystem und unsere innere Ausgeglichenheit.

Also letztlich ist Yoga DAS Ding, um gut älter werden zu können.

Wie können wir unsere Yoga Praxis mit dem Älterwerden anpassen? 

Erst mal muss dieser Shift im Kopf passieren: Dass wir verstehen, dass unser Körper sich verändert, und dass wir das akzeptieren. Wenn wir dagegen ankämpfen und eher in die Anti-Age-Haltung gehen, dann wird es irgendwann echt mühsam und gefährlich.

Auf der Matte ist das Wichtigste, dass wir gewaltlos praktizieren. Also dass wir nicht ehrgeizig sind, dass wir nicht Dinge zu tun versuchen, für die wir nicht bereit sind.

Yoga soll Dir dienen und nicht Du dem Yoga.

In meine Retreats oder Ausbildungen kommen viele Leute, die erst mal sagen, was sie alles nicht können oder wovor sie Angst haben – sie kommen also schon mit einem riesen Paket von Leistungsanforderungen, von denen sie glauben, dass sie sie erfüllen müssen.

Und ich sag dann immer: „Es ist genau andersrum. Yoga soll Dir dienen und nicht Du dem Yoga.“

Dieses Vergleichen führt zu Unzufriedenheit. Wie kann man lernen, das loszulassen?

Das ist eben auch das Problem, was viele Leute mit dem Älterwerden haben: Entweder vergleichen sie sich mit sich selbst, als sie jünger waren, oder sie vergleichen sich mit Leuten, die jünger sind. Das ist natürlich nicht zielführend und auch überhaupt nicht inspirierend. 

Wenn wir aber zum Beispiel bereit sind, die Wechseljahre als den Beginn einer neuen, unabhängigen Lebensphase im Leben einer Frau zu akzeptieren oder überhaupt erst mal zu schauen, dass da auch was anfängt und nicht nur was aufhört – dann ist das viel hilfreicher.

Klar müssen wir loslassen. Wir müssen uns auch von einem im Rückblick idealisierten Bild von uns selbst verabschieden. Denn wann waren gerade wir Frauen jemals in der Situation, dass wir gesagt haben: „Ich finde mich total super, so wie ich bin“?

Das waren wir doch nie! Es gab immer irgendwas, was wir an uns selbst nicht gut fanden, egal wie alt wir waren.

Stattdessen sollten wir sagen: „Ich mach jetzt einfach meinen Frieden mit meinem Körper.“

Ich mach jetzt einfach meinen Frieden mit meinem Körper.

Welche neue Sicht würdest Du Dir für Frauen wünschen?

Ich würde mir wünschen, dass insbesondere Frauen liebevoller auf sich selber schauen und dass sie nicht in die Patriarchatsfalle tappen. 

Denn im Patriarchat – und das haben wir leider von Kindesbeinen an aufgenommen - geht es darum, dass wir als Frauen den Männern gefallen. Das hat ganz klare evolutionäre Vorteile: Eine Frau, die einem Mann gefällt, hat über ihn Zugang zu Macht und Geld. Und das hat sie vor allen Dingen dann, wenn sie jung und fruchtbar ist. Macht über Männer bedeutet Zugang zu Ressourcen. Das ist wirklich leider relativ platt. 

Deswegen versuchen wir, so lange wie möglich jung und knackig auszusehen, um noch gesehen zu werden. Ich höre ganz oft, dass Frauen ab 40 sagen: „Ich werde nicht mehr gesehen.“ Ja von wem denn bitte? Ist es eine Auszeichnung, wenn mir einer auf der Straße hinterherruft? Genau genommen ist das Sexual Harassment.

Wir müssen nicht den Männern gefallen, um gut zu sein!

Das würde ich mir wünschen, dass wir lernen, dass wir nicht den Männern gefallen müssen, um gut zu sein, und dass wir uns gegenseitig mehr sehen und uns unterstützen.

Und ich wünsche mir von jungen Frauen, dass sie direkt nach der Ressource greifen und nicht den Umweg über den Mann machen.

Wie können wir uns beim Älterwerden mit der Ernährung unterstützen?

Grundsätzlich gibt es nicht die eine Ernährungsweise für alle. Die Menschen sind unterschiedlich und jede:r braucht etwas anderes. Deswegen stelle ich in meinem Buch unterschiedliche Ernährungsformen vor.

Was man grundsätzlich verstehen muss:

Jede Zelle, die ich in mich aufnehme, füttert die Zellen in mir.

Also gucke ich: Womit verbinde ich mich? Womit füttere ich mich? Was ist das, was mir Energie gibt, was mich gesund hält? Das hat auch immer mit einer kosmischen oder natürlichen Ordnung zu tun. Ernährung sollte nachhaltig sein.

Grundregeln für einen Pro-Age Lifestyle

Weniger: Stress, Alkohol, Zigaretten, fettes Essen, Zucker

Mehr: Bewegung, frische Nahrung, Schlaf, Entspannung, Freude

Welche Rolle spielt das Mentale?

Da habe ich so ein Zitat von Loriot im Buch:

Humor hält vielleicht nicht jung, aber wach.
- Loriot

Für mich heißt das: Wenn ich über etwas lachen kann, stehe ich ein bisschen drüber – vor allem, wenn Dinge passieren, die ich nicht ändern kann. Natürlich gibt es viele Sachen, die kann man auch mit Humor nicht verbessern. Aber in Bezug aufs Älterwerden hilft es sehr, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen.

Ich denke, das ist das Geschenk, was uns die Vergänglichkeit macht: Das Leben an sich mehr zu genießen, klarer zu sein, aufgeräumter zu sein. Wirklich uns zu überlegen: Mit welchen Menschen möchte ich meine Zeit verbringen? Wie möchte ich sie verbringen, wo möchte ich sein? Wem schenke ich mich quasi selbst? 

Aus welchem Wunsch heraus hast Du dieses Buch geschrieben?

Ich bin Buddhistin seit 1999, das war mein Awakening sozusagen. Seitdem bin ich regelmäßig in buddhistischen Retreats, wo es zentral immer um das Thema Vergänglichkeit geht. Und ich habe so oft da gesessen und gedacht, ich würde das, was ich hier lerne, erfahre, verinnerliche und fühle einfach total gerne teilen: dass Vergänglichkeit zum Leben dazu gehört und dass sie auch etwas positives und tröstliches hat. Es gehen ja nicht nur die guten Dinge vorbei, sondern auch die Schlechten.

Und ich glaube, dass die Welt mehr positive Energie braucht und auch eine größere Anerkennung der Weisheit des Alters.

Gerade Frauen in der zweiten Lebenshälfte sind eine unerschöpfliche Quelle an Zusammenhalt, an Frieden und an Problemlösungs-Potential auf dieser Welt.

Ich wünsche mir, dass der Blick sich verändert auf uns, uns ältere und weisere Frauen. Wir sind ja keine Rand-Gruppe. Die Lebenserwartung steigt immer mehr und trotzdem sitzt bei manchen der Gedanke fest, dass mit 40 alles fast vorbei ist.

Hallo?! Mit 40, 50 geht die Party doch erst los! Das müssen wir in einen anderen Kontext stellen. Wir sind ein super wichtiger Bestandteil der Gesellschaft!

Tipp: Pro Age Yoga Ausbildung für Yogalehrer im April

Diese Lehrer-Fortbildung richtet sich an Yoga-Lehrer, die einen achtsameren Umgang mit sich und ihren Schülern pflegen wollen und den Aspekt des Älterwerdens liebevoll in ihren eigenen Weg und den ihrer Schüler integrieren wollen.

ProAgeYoga zu unterrichten bedeutet, genau zu wissen, wie wir auf ältere Schüler eingehen, welche Stellungsvarianten wir anbieten können, wie wir Hilfsmittel einsetzen und wie wir mit Mindset-Coaching arbeiten können, um die positiven Aspekte dieser Lebensphase klar in den Vordergrund treten zu lassen.

Zeit: 16.4. bis 23.4.22

Ort: Tramuntana Flow auf Mallorca

Mehr Infos zur Ausbildung

Buch-Tipp: ProAgeLife

Das Älterwerden stellt uns alle vor Herausforderungen und Yoga kann uns dabei auf vielfältige Weise unterstützen. In „Pro Age Life“ hat Elena Lustig dafür das Thema Gesundheit in den Mittelpunkt gestellt.

Eine altersgerechte und für bestimmte körperliche Einschränkungen jeweils angepasste Yogapraxis Du, Ernährungsberatung nach yogischen Prinzipien, kluge Denkanstöße, konkrete Tipps und wunderbare Fotos machen Lust, dem Abenteuer des Älterwerdens mit einer positiven Haltung zu begegnen.

ProAgeLife ist der Nachfolger des Buchs ProAgeYoga.

Mehr Infos zum Buch

Mehr über Elena Lustig

Als ProAge-Aktivistin lehrt Elena Lustig nicht nur Yoga auf der Matte, sondern dehnt den Begriff Yoga auf die Arbeit mit dem Geist aus. ProAgeYoga ist ein ganzheitliches Programm mit dem Ziel, gelassen zu bleiben, wenn das Älterwerden uns herausfordert und Energie und Zuversicht zu mobilisieren, um das Älterwerden zu einer erfüllenden Lebensphase zu machen.

Mehr erfahren: Website | Instagram | Facebook
Videos mit Elena Lustig

Alle Bilder: © Anne Smith

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Elena Patzer (Redaktion)

Elena füllt als Redaktionsleitung das bunte Leben von YogaMeHome. Sie ist Yogini mit ganzem Herzen und bereits seit 10 Jahren regelmäßig auf der Matte. Oft trifft man sie in Südost-Asien und der ganzen Welt, wo sie ihr Wissen über Yoga, Heilung und Spiritualität vertieft.

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